Liebe GeflügelfreundInnen,
zunächst einmal möchte ich meine neueste Zeichnung vorstellen. Diesen kleinen Papagei habe ich heute fertiggestellt, nachdem er mehrere Monate halbfertig im Schrank gelegen hat. Tief bewegt über die Brände im Amazonas wollte ich damit all den umgekommenen wunderschönen Tieren des Regenwaldes eine letzte Ehre erweisen.
Das mit der letzten Ehre ist allerdings leider wörtlich zu nehmen, denn der Grund für die lange Pause waren zunehmende Schmerzen und Krämpfe in Fingern und Handgelenk beim Zeichnen. Leider stellte ich soeben fest, dass sich das keineswegs gebessert hat: Im Gegenteil. Die Schmerzen sind sehr schlimm, und das kann ich mir für meinen Hauptjob — das Schreiben —, für den ich meine Finger und Handgelenke ebenso brauche, leider nicht leisten. Insofern wird dieser Papagei mein vorerst letzter Vogel sein, da ich wenig Hoffnung habe, dass sich meine Feinmotorik noch einmal bessern wird.
Natürlich bin ich deswegen traurig, aber auch andere Künstler (weitaus begabtere) mussten so etwas erleben: Monet wurde blind, Beethoven taub. Und Gott hat mir ja zum Glück auch noch ein anderes Talent geschenkt: Das „Malen“ mit Sprache. Ich muss es wohl dabei belassen.
Ich denke, dass ich auf großer Fläche eventuell noch (tendenziell expressionistisch) Malen lernen könnte, da ein Pinselschwung andere Bewegungen erfordert als das kleinteilige Zeichnen von beispielsweise Gefieder oder Laub. Allerdings fehlt mir für die dafür nötigen Utensilien in meiner kleinen Wohnung der Platz. Ich werde mich also eher aufs Anschauen der wundervollen Gemälde und Zeichnungen meiner (Ex-)KollegInnen beschränken.
Postkarten werde ich aus den vorhandenen Vogelmotiven weiter anfertigen lassen und auf Märkten verkaufen, aber ich hege, wie erläutert, wenig Hoffnung, dass in absehbarer Zeit noch Neues hinzukommt. Die Schmerzen sind einfach zu stark. Auftragszeichnungen kann ich daher leider auch nicht mehr annehmen, da ich schon die letzten nicht mehr in zufriedenstellender Qualität anfertigen konnte (auch wenn sie mir zum Glück dennoch abgekauft wurden). Neben dem Corona-bedingten Ausfall von Möglichkeiten zum Buch- und Postkartenverkauf auf Märkten und Lesungen ist das ein weiterer Einkommensverlust, aber man muss auch seine Grenzen erkennen und zu angemessener Zeit die Reißleine ziehen — Gesundheit geht vor. Umso mehr ist mir natürlich mit Buchkäufen geholfen, dem Postkartenkauf und auch gerne dem Ankauf noch vorhandener Original-Zeichnungen. Eine Übersicht davon werde ich in Kürze erstellen.
Herzliche Grüße von Langeoog,
Ihr/Euer Mayk